Als Antragstuck werden frei modellierte Ornamente an Wand- und Deckenflächen im Innen- und Außenbereich bezeichnet. Hierfür werden Vorzeichnungen mittels einer Pause auf die Flächen übertragen um dann die Ornamentik mit geschmeidigen Mörteln in Form zu bringen. Interessant ist es zu beobachten, wie das Material unter dem persönlichen Einfluss und Temperament des Gestaltenden den plastischen Schmuck wirken läßt.
Die Kirche St. Petri in Augustusburg bekam unter den Dresdner Architekten Schilling und Graebner 1895 eine neobarocke Innengestaltung. Aus dieser Zeit stammen auch die Konsolen unter den Emporen. Diese Konsole war durch starke Verluste gezeichnet. Aus wirtschaftlichen Gründen zog ich den freien Antrag dem Formenbau vor.
Die fertig angetragene Konsole.
Im Fasanenschlösschen zu Moritzburg ( 1769 – 1782 ) fanden Restauratoren auf dem Dachboden diese Reste einer Stuckdekoration. Ein Vogel mit Verletzungen an Kopf und Gefieder und dieses aus Eisendraht geflochtene Laubwerk mit Blattfragmenten. In Zusammenarbeit suchten wir eine authentische Anordnung beider Fundstücke.
Fertig angetragenes Stuckornament.
Hergestelltes Deckenensemble mit integriertem Ornament nach der Vergoldung.
Foto aus dem Mayenbauer-Archiv aus dem Jahre 1919.
Das Schloss in Bad Muskau brannte nach dem Krieg bis auf die Grundmauern nieder. In den 60er Jahren begann der Wiederaufbau. Im Jahre 2007 entschloss man sich die Stuckdecke der Bibliothek ( Rittersaal ) anhand einer Dokumentation aus dem Jahre 1919 zu rekonstruieren. Die Stuckarbeiten werden um 1650 den Stuckateuren Cometa & Vanetti zugeschrieben.
Ich wurde beauftragt anhand von Details eine Musterachse zu entwickeln. An dieser sollten Grundlagen für die Realisierung der gesamten Decke erarbeitet werden. Nach der Vergrößerung des Fotos fertigte ich eine Pause die ich auf den Fond der gezogenen kreisrunden Rosette übertrug. Diese war die Grundlage für den freien Antrag.
Teilweise hergestellte Rosette. Auf dem äußeren gezogenen Profil ist ein Akanthus-blatteinleger zu sehen. Zum Abdecken der Gärung wurden auf die Eckpunkte der Gradeinläufe ebenfalls Akanthusblätter modelliert.
Im Pretiosensaal im historischen Grünen Gewölbe des Dresdener Schlosses waren diese Arabeskenfelder in einem zerstörten Zustand. Es fanden sich noch genaue Abrissspuren und andere besser erhaltene Felder die eine Rekonstruktion zuließen.
Fertiggestellte Antragsarbeit.
Zwischenstand mit Vorzeichnung und Antragstuck um eine vorab gefertigte Stuckmarmorplatte.
Nach der Fassung. Ort: Sächsisches Privatschloss
Antragstuck nach Abrissspuren und Foto an einer Supraporte. Ort: Sächsisches Privatschloss
Pergamentpapier mit nachgezeichneten Abrissspuren.
Fertige Arbeit. Ort: Sächsisches Privatschloss
Antragen von rahmenden Efeulaub und Festons nach Fotos und Abrissspuren. Ort: Sächsisches Privatschloss
Efeulaub um Bambusstab im Topf. Freier Antrag nach Abrissspuren. Ort: Sächsisches Privatschloss
Frei angetragener Gewölbeanfänger nach Abrissspuren im Turmzimmer des Dresdner Schlosses
Hängendes angetragenes Renaissance Emblem nach zeichnerischer Vorlage im Turmzimmer des Dresdner Schlosses.
Angetragene Früchtefestons mit Schleifen und Emblem im Turmzimmer des Dresdner Schlosses.